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Bild-Verweigerer lehnen Lügen und menschenverachtende Berichte ab

Mitten in unsere Aktion vor dem Axel-Springer-Hochhaus platzt: Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Drei Mitarbeiter im Schlepptau. Sie bringen Donuts, Stullen und Ausgaben der Tageszeitung „taz“ für die Demonstrant/innen mit. „Wer austeilt, muss auch einstecken können“, zitiert Diekmann den Slogan der Initiative „Alle gegen Bild“. Um zu zeigen, dass sie einstecken können, seien sie gekommen. Es gäbe […]

Mitten in unsere Aktion vor dem Axel-Springer-Hochhaus platzt: Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Drei Mitarbeiter im Schlepptau. Sie bringen Donuts, Stullen und Ausgaben der Tageszeitung „taz“ für die Demonstrant/innen mit. „Wer austeilt, muss auch einstecken können“, zitiert Diekmann den Slogan der Initiative „Alle gegen Bild“. Um zu zeigen, dass sie einstecken können, seien sie gekommen. Es gäbe ja auch zwei Boulevard-Blätter: Ein großes und ein kleines – ein kleiner Seitenhieb für die „taz“. Zu viert stehen sie vor uns, alle tragen T-Shirts mit einem Diekmann-Portrait im Stil von Che Guevara und halten volle Tabletts in ihren Händen. Unwirklich die Szene, fast wie in einem Musical. Fehlt nur noch, dass Diekmann mit einem Stepptanz loslegt.

Campact-Aktive und die Initiative „Alle gegen Bild“ sind zur Jahreshauptversammlung des Axel-Springer-Verlages gekommen. Mit einer „Absage-Demo“ wollen sie auf die fragwürdigen Methoden der Bild-Zeitung aufmerksam. Campaignerin Susanne lässt sich durch Diekmann nicht aus dem Konzept bringen, sie steuert gleich das Thema an, für das alle hergekommen sind. Was sagt Kai Diekmann zu der Kritik der rund 200.000 Verweigerer? Seine Antwort: Die Gratis-Bild-Aktion sei ja kein Zwang, sondern ein Angebot. Er lobt die Kritiker sogar. Und auf weitere Fragen: Ja, man nehme alle Widersprüche ernst und werde sie akzeptieren. Die betont freundlichen Antworten passen zu seiner glatten Frisur, aber nicht zu seiner Mimik während des Gesprächs. Die „Gaben“ werden gegenüber der Twitter-Wall abgestellt.

Seltsam, dass soviel Aufwand betrieben wird wegen unserer Aktion. Sieht so aus, als hätte es dem Bild-Chefredakteur tatsächlich etwas ausgemacht, dass wir da sind. Insgesamt rund 200.000 Menschen haben der Axel Springer AG den Einwurf der Gratis-Bild bereits untersagt. Im Vergleich zu den 40 Millionen Haushalten, die die Bild-Zeitung eingeworfen bekommen sollten, ist das nicht viel. Und doch: So ein Einschnitt in seinen Herrschaftsbereich – noch dazu von normalsterblichen Bürgerinnen und Bürgern – ist Kai Diekmann wahrscheinlich nicht gewohnt. Sonst macht er immer was er will, das kann er in diesem Fall nicht mehr: Von seinem Plan, am 23. Juni ganz Deutschland mit der Bild zu beschenken, musste er sich verabschieden.

Und noch etwas spielt hier eine Rolle. Indem er selbst auftritt, ist es ihm möglich mit zu beeinflussen, welche Aussagen veröffentlicht werden. Der Preis dafür: Er stärkt zugleich unsere Aktion und die öffentliche Diskussion über die Methoden der Bild, ob er will oder nicht. Die Geschichte ist mit seinem Erscheinen nun weit interessanter für die Medien. Das kann wiederum dazu führen, dass sich mehr Menschen entschließen, die Gratis-Bild am 23. Juni zu verweigern. Was er heute auch nicht verhindern kann, ist, dass Aktive, mit Flugblättern bewaffnet, Aktionäre abfangen, die zur Jahresversammlung der Bild in die Axel-Springer-Straße gekommen sind.

Auch nach Diekmanns Besuch beschäftigt man sich im Hause Axel Springer im Laufe der Aktion weiter mit uns. So schreibt der Leiter der Kommunikationsabteilung Christian Garrels während seiner Arbeitszeit unter dem Account @c_garrels Kurznachrichten für die Twitter-Wall wie zum Beispiel: „Nette Geste. taz-Genosse Kai #Diekmann füttert @campact-Aktivisten mit belegten Stullen. Guten Appetit. #bild #jhv“ Was für die Kameras noch als Zeichen der Gelassenheit und Großzügigkeit inszeniert wurde, zeigt sich hier als Herablassung.

Was viele Menschen anprangern, ist nicht der Boulevard-Charakter der Bild, sondern ihre menschenverachtenden Methoden. Deshalb haben die Demonstrant/innen vor Ort Plakate mit ihren persönlichen Absage-Botschaften erstellt. Mit denen stellen wir uns mitten auf die Axel-Springer-Straße. Hat die 5 Meter hohe Twitter-Wall vorher zu den Aktionären und dem Hochhaus gezeigt, wird diese nun umgedreht: So hat man wunderbar die Menschen mit den Botschaften, die Twitter-Wall und das Springer-Hochhaus auf einem Foto. Überhaupt sind die Fotografen begierig zu knipsen – vor allem unsere präparierten Briefkästen, die nach allen Regeln der Kunst verschlossen wurden.

Wirklich beeindrucken tun aber vor allem die Kurznachrichten selbst. Eine Schulklasse kommt vorbei, angezogen von der Twitter-Wall. Sie lesen aufmerksam die Botschaften der Aktiven unter der Überschrift „Ich will keine Bild in meinem Briefkasten, weil“: Zum Beispiel stehen dort die Nachrichten: „ich keine Zeitschriften/Zeitungen lese, die andere Menschen erniedrigen“ oder das Statement „weil Ihre Zeitung mit voller Absicht die Unwahrheit verbreitet!“.

Einige der Kurznachrichten werden nun sogar in den Veröffentlichungen der Medien zitiert, so berichtet die Osnabrücker Zeitung: „Alle paar Sekunden flimmerte über die Twitter-Wand in der Axel-Springer-Straße ein weiterer Grund, der gegen die Bild spricht: ‚Ich will keine Bild, weil Fantasy & Fiction in ein Buch gehören, nicht in eine Zeitung‘, teilten die Unterzeichner des Campact-Aufrufs mit, oder ‚weil ich Journalismus unter der Gürtellinie ablehne und laut Artikel 1 GG die Würde des Menschen unantastbar ist‘.

Ihr Campact-Aktive habt diese Aktion und diese Welle von neuen Berichten erst möglich gemacht! Tausend Dank an alle, die aktiv Stellung bezogen, bei der Aktion mitgemacht oder sie verbreitet haben!

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Autor*innen

Sandra Schuttenberg, Jahrgang 1981, arbeitet seit Jahren für Non-Profit-Organisationen, zuletzt als Campaignerin bei der Tibet Initiative Deutschland e.V.. Ehrenamtlich ist sie seit 2010 der Socialbar verbunden. Sie studierte Germanistik in Bonn und absolvierte zusätzlich ein Studium an der PR Akademie Berlin für Kommunikation. Bei Campact war sie als Social-Media-Redakteurin. Alle Beiträge

25 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Oh Mann.
    Sowas soll man nicht sagen, Mutter, ich weiß – von wegen Objektivität und so; Sachlichkeit, Fairness usw.
    Aber um wen oder was geht’s denn.
    Eben.
    Deswegen: Der Herr Diekmann sieht genauso aus, wie – sagen wir – jede zweite Titelseite seiner … Dings.
    Kann dem mal einer sagen, dass die 90er vorbei sind?
    Dass Michael Douglas inzwischen einen anderen Friseur hat?
    Und schickt den D-Mann mal zu fielmann.
    Mann!

  2. Ich verstehe nicht, wieso ihr alle die Zeitung nicht einfach in den Müll schmeißt. Ihr müsst sie doch nicht lesen, nur weil sie im Briefkasten liegt…

    • Mit großen Werbekampagnen – überall präsent – versucht sich die Bild auch schon seit längerem, ein seriöseres und kritisches Image zu verpassen. Unsere Kampagne greift dieses Image an: Wir lenken den Fokus auf die skrupellosen Methoden der Bild-Berichterstattung. Oft braucht es erst eine öffentliche breite Diskussion, damit sich in unserer Gesellschaft etwas tut. Diese Diskussion wird gerade entfacht.

    • Wieso nicht verstehen? Wo bleibt denn da im Denken die Nachhaltigkeit? Es wird mit dieser Aktion doch nicht nur zusätzlicher Papiermüll produziert. Zu bedenken sind doch auch alle Kosten, begonnen von der Produktion des Papiers……
      …ganz egal ob gelesen oder ungelesen diese Blätter im Altpapier entsorgt werden müssen kostet es nicht nur Geld. denk doch bitte mal darüber nach!!!

    • Aber wirklich… man muss nicht Papier für die Mülltonne produzieren, Sprit verfahren, damit dieses schäbige Blatt ausgefahren wird, vom Bäume pflanzen, fällen, mit riesigen Maschinen zu Papier verarbeiten, bedrucken (mit Chemikalien), verschicken, nur um wieder recycelt zu werden mit hohem Energieaufwand. Also das kurzsichtige Geschreibsel von ARTistFLO kann ich ebenfalls überhaupt nicht nachvollziehen. Das ist einfach nur naiv.

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